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Archive for Januar, 2014

Namaste!

90 Minuten Yoga, 40 Grad Raumtemperatur, 40 Prozent Luftfeuchtigkeit, 12 Personen – das ist das Abenteuer „Hot Yoga“ in knallharten Fakten. 10 bis 15 Minuten vor Kursbeginn sollen wir im Raum sein, um uns an das Klima zu gewöhnen. Und lange vor dem Kurs viel trinken. Pfff, wird schon nicht so schlimm werden, zwei Tässchen Kaffee reichen bestimmt … Beim Einchecken kaufe ich trotzdem noch schnell eine 1,5-Liter-Flasche Wasser. Denn: „Nimm die große, die wirst du brauchen.“

Ein paar Minuten später sitze ich auf meiner Matte und jede einzelne Körperzelle befolgt anscheinend das Kommando „Wasser, Marsch!“. Und ich sitze nur. Ich denke nicht mal. Ist viel zu warm dafür. Die Brille habe ich wegen Ich-seh-nix-mehr-Alarm schon nach Sekundenbruchteilen an den Rand gelegt. Puh! Ich sitze in der Sauna, mir ist heiß, ich habe Durst. Ach, ich hab ja Wasser – gluck, gluck, gluck … „Bei und zwischen den Posen und den Sets bitte nichts trinken, das lenkt die anderen ab“, erklärt prompt die Yoga-Instructorin. Sets? Posen? Ich verstehe wenig bis gar nichts. Finde das aber auch nicht schlimm, denn das ist meine zweite Yoga-Stunde überhaupt. Bei meiner ersten vor etlichen Jahren war ich glücklich, dass nicht ich es war, die bei den Übungen wie ein nasser Sack auf die Matte geplumpst ist.

Wir starten. Und nur wenige Minuten später bin ich froh, sehr froh, dass ich mich nicht mehr im Spiegel sehen kann (Brille irgendwo hinter mir, du erinnerst dich?). Mein Gesicht hat gefühlt die Farbe einer Tomate (wahrscheinlich ist das auch so), der Schweiß rinnt in Strömen und ich verbiege mich wie nie zuvor in meinem Leben. Ich folge den Anweisungen, schiele nur ab und zu nach links oder rechts, welcher Verknotungsmodus gerade gewünscht ist, und freue mich auf jedes Fingerschnipsen, das – gefolgt von einem geflüsterten „Change!“ – zumindest irgendetwas in Richtung Entlastung ankündigt.

Und zack ist die Zeit um. Wirklich. Nie zuvor habe ich mich entspannter 90 Minuten „quälen“ lassen. Nie kam ein Gedanke „Muuuuaaaah, wie lange denn noch?“. Ja, manche Posen taten weh (aber das liegt ja an mir und nicht an den Posen), ja, es war heiß, ja, meine Arme und Beine haben später beim Umziehen gezittert (und viel, viel später auch noch), und, ja, ich habe heute tatsächlich Muskelkater. Aber wenn mir noch einer erzählt, Sport macht nicht süchtig, den schicke ich zum Hot Yoga. Hier: Ich! Süchtig! Nächsten Sonntag wieder!

Übrigens: Es gab drei offizielle Trinkpausen. Nun ratet mal, wie voll meine große Wasserflasche noch war. Nö, zu gewinnen gibt’s bei diesem Ratespiel nichts.

Einfach still sitzen

Sitzen? Ja, kann ich. Das ist schließlich ganz einfach. Aber still sitzen? Das ist für mich das Schwierigste der Welt. Wenn ich nur daran denke, wie viele Fernbedienungen ich in den vergangenen Jahren beim gemütlichen Fernsehgucken zerlegt habe, weil ich – klick auf, klick zu, klick auf – mit der Batterieklappe spielen MUSS. Und dazu dieses permanente Plappern der Gedanken: Was muss ich morgen als Erstes erledigen? Was koche ich heute Abend? Muss ich dafür noch was einkaufen? Ich darf nicht vergessen, Herrn X anzurufen …

Mit der Vegan-for-Youth-Challenge habe ich also gleichzeitig die Herausforderung angenommen, ganz still zu sitzen und mich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Am besten auf die Atmung, denn die ist ja ohnehin da. Tag 1: Auf Youtube habe ich mir eine 15-minütige geführte Meditation im Liegen ausgesucht. Nur zwei Regeln sollten dabei befolgt werden: wirklich still liegen und nicht einschlafen. Still liegen kann ich richtig, richtig gut. Vielleicht zu gut. Denn bei der Körperreise – „LIIIN-KERRR OOOOBER-SCHENKELLL“ – schlummerte ich friedlich ein.

Also doch besser der Klassiker: die Sitzmeditation mit geschlossenen Augen. Vom Konzept der geführten Atemmeditation wollte ich trotzdem nicht abweichen. Seitdem lenkt eine warme Männerstimme meine Konzentration auf die Atmung und fängt mich wieder ein, wenn zu viele andere Gedanken durch den Kopf flippern. Und, ja, es fühlt sich gut an – ein entspannender und beruhigender Kopf-Urlaub.

Und sonst? Ich verbringe viel, sehr viel Zeit in der Küche: „Vegan for Youth“ ist tatsächlich noch etwas aufwendiger als „Vegan for Fit“. Aber die Rezepte sind wirklich grandios und machen es nahezu unmöglich, sich an die vorgegebene 80-Prozent-Sättigungsregel zu halten. Das Prädikat „Leckerschmackofatz mit Sternchen“ kriegen auf jeden Fall:

Kidneybohnen-Buletten

Kidneybohnen-Buletten

Apfel-Hafer-Tower

Apfel-Hafer-Tower mit Kiwisoße

Rote-Bete-Zucchini-Carpaccio

Rote-Bete-Zucchini-Carpaccio

Auberginen-Lasagne

Auberginen-Lasagne mit Kichererbsencreme und Rote-Bete-Topping

Beta-Carotin-Stampf

Beta-Carotin-Stampf mit Cremewirsing und “Speck”

Bananen-Muffins

Funky-Monkey-Banana-Muffins

Acai-Pop

Acai-Pop

Auch das Trainingstagebuch hat sich etwas gefüllt – und zwar mit drei Spinning-Stunden, 24 Laufkilometern, 1.000 Schwimmmetern und 1.000 Sit-ups.