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Der Reiz des Bekannten

See3

Jeden Monat eine unbekannte oder eine länger nicht gelaufene Strecke sollte es sein. Statistisch ist das natürlich immer noch drin, auch wenn ich den Januar und die ersten beiden Februar-Wochen in meinem liebsten Laufrevier verbracht habe. Gut, ich kenne mittlerweile jeden Baum, Strauch und Stein mit Namen, bekannte Hunde lassen längst ihre Stöcke und Bälle fallen, weil sie wissen, dass ich nicht anders kann, als sie zu streicheln und kurz mit ihnen zu spielen. Von den Standard-Seeumrundern mal ganz zu schweigen – erkennen, lächeln, leichtes Kopfnicken und/oder Handheben hier, kurzes „Hi!“ da.

Gestern sollte es dann so weit sein: Grafenberger Wald, here I’am. Sollte. Aber es stürmte. Und das Rosie-Projekt hielt mich auf der Couch gefangen. Der Liebste schlich ab und zu an mir vorbei und flüsterte irgendwas von: „Also ich glaube ja nicht, dass du heute noch läufst.“ Dabei war ich schon fix und fertig behost und beschuht. Nur lag ich eben in voller Läufermontur auf der Couch – denn da war ja noch dieses letzte Kapitel …

Was der Liebste bei allem salomonischen Geflüster und Geplapper nicht bedacht hatte: Es ist länger hell. Und so ein Kapitel schneller ausgelesen, als der Lesenden manchmal lieb ist. Die Zeit reichte trotzdem nur noch für – nun ja – den See. Aber wisst ihr was: Gerade dann offenbart sich der Charme des Bekannten. Der Lieblingshusky wirft sich voller Freude vor und seinen Ball zwischen meine Füße. Der Sturm verflacht in ein laues Lüftchen und die Abendsonne taucht Bäume und See in ein wahres Zauberlicht. Warum wollte ich eigentlich neue Strecken ausprobieren?

See1

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