Skip to content

Archive for Mai, 2014

Aphrodite – aufzugeben ist keine Option

Alles tut weh, Arme und Beine zittern, aber drei „Burpees” müssen noch drin sein …

Drei, zwei, eins, fertig! Das waren die letzten Liegestütz-Strecksprünge des Workouts „Aphrodite“, meiner ersten Einheit des neuen Fitnesstrends Freeletics. Noch schnell das letzte Set Kniebeugen und Sit-ups – meine Mattennachbarin und ich strahlen uns an, klatschen uns ab. Tschakka, wir haben’s geschafft.

Zumindest eine 50-Prozent-Anfängerversion. Denn eigentlich sieht Aphrodite erst 50 Burpees, Kniebeugen und Situps vor, dann 40, 30, 20 und 10. Und die bitte so schnell wie möglich. Pausen sind nicht vorgesehen. Dabei hätte ich schon nach dem Laufen, 50 Hampelmännern und 50 Climbers – das war das Warm-up – dringend eine gebrauchen können …

Freeletics

Ganz klar, Aphrodite lässt auch den kleinsten Muskel brennen, die Lunge pfeifen und den Schweiß springbrunnenartig fließen. Warum ausgerechnet die Göttin der Liebe und Begierde als Namensgeberin für diese Anfängersession herhalten muss, kann ich mir nur so erklären: Entweder man hasst Freeletics danach. Oder man liebt es und will mehr davon. So wie ich. Ich werde in den nächsten Wochen also noch mit Hades, Iris, Venus und Poseidon (schmerzvolle) Bekanntschaft machen.

GBI Germany – leider schon vorbei

30. April, 23 Uhr – Abfahrt von Düsseldorf

4. Mai, 23.30 Uhr – Ankunft in Düsseldorf

Dazwischen liegen vier Tage, die schöner nicht sein können. Auch ein bisschen anstrengend, aber sonst: einfach nur schön. Und heute kommt mir alles so leise und langweilig vor. Was mir fehlt? Mein Team, das Geschnatter und Gekicher, lautes Lachen, schöne Gespräche, die Anekdoten, die alle an den Etappenzielen zum Besten gaben, das Knarzen der Doppelstockbetten und ein klitzekleines bisschen auch das Geschnarche aus den Nebenzimmern … Irgendwie ist das Ende einer GBI wie nach der Klassenfahrt wieder im Klassenzimmer zu sitzen und blöde Matheaufgaben zu lösen.

Aber zurück zum Anfang. Das Wiedersehen am Düsseldorfer Hauptbahnhof hatte schon Klassentreffenflair – wenn man mal das Wegploppen der Bierverschlüsse ignoriert. Überpünktlich sind wir dann am 1. Mai in Stralsund angekommen. Kein Wunder. Alle anderen waren vom In-den-Mai-tanzen noch müde, die Autobahn gehörte uns allein. Räder zusammenbauen, Gruppenfoto – ab auf die erste Etappe. 81,4 Kilometer nach Verchen. Erster Fotostopp nach vielleicht fünf Kilometern. Ich MUSSTE ins Rapsfeld. Mittenrein. Egal, wie hoch. Egal, wie sperrig. Egal, wie gelb – auch auf den Klamotten. Pollen verschwinden. Spätestens beim Waschen. Und wenn nicht, ist es auch egal. Hüpfen musste ich trotzdem. Das Leid der Kleinen.

Die erste Etappe schon: ein Traum. Und zu diesem Zeitpunkt unvorstellbar, dass sie noch getoppt werden kann. Rapsfelder links und rechts, Wald- und Feldwege, auf denen ich dankbar bin, dass ich mich fürs Crossrad mit Mountainbike-Bereifung entschieden habe, weil ich sonst niemals in diesen Landschaftsgenuss gekommen wäre. In Verchen angekommen, direkt gelernt: liegt am Kummerower See, dem Handlungsplatz von „Die Heiden von Kummerow“, was ich irgendwann als Teenie mal gelesen habe. Geschlafen haben wir in einem als Kinder- und Jugendhotel umgebauten Kloster. In unserem 3er-Mädels-Maisonnette-Zimmer mit alten Fachwerkbalken hätten wir gut und gerne eine Nachtparty für alle veranstalten können.

IMG_3044 IMG_3034 IMG_3033IMG_3045 IMG_3047IMG_3057 IMG_3054 IMG_3051   IMG_3061 IMG_3059 IMG_3058 IMG_3066 IMG_3065 IMG_3064 IMG_3063 IMG_3069

Die Tag-2-Etappe war mit am Ende um die 80 Kilometer zwar kurz, aber doch knackig. An Kilometerpunkt 10 mussten wir den Liebsten wegen Kreislaufproblemen in den Besenwagen setzen, nach 20 Kilometern erwischte es Eddie während einer Abfahrt – die Diagnose „Schultergelenksprengung“ haben wir zum Glück erst bei unserer Verabschiedung in Waren erfahren. Daneben kann ich mich nicht entscheiden, was ich schlimmer fand: die Anstiege, den Gegenwind, Temperaturen um die 12 Grad, den grauen Himmel, das Kopfsteinpflaster, die Anstiege mit Kopfsteinpflaster, Gegenwind und Temperaturen um die 12 Grad. Ich kann mich aber auch nicht entscheiden, was ich von all dem schöner fand. Plus Gegend. Plus Team.

IMG_3070  IMG_3078IMG_3083 IMG_3082IMG_3077 IMG_3075  IMG_3085IMG_3086 IMG_3084IMG_3089 IMG_3090 IMG_3091IMG_3094 IMG_3093 IMG_3092   IMG_3098 IMG_3096 IMG_3095 IMG_3101   IMG_3104 IMG_3106

An Tag 3 wartete die Königsetappe auf uns. Laut Plan 111 Kilometer mit knapp 1.200 Höhenmetern. Mehr Kilometer werden es ja irgendwie immer – allein für herrlich wässriges Softeis hätte und habe ich Extrarunden gedreht. Die Höhenmeter sind mir ein Rätsel. Vielleicht verteilen sie sich einfach gut. Vielleicht habe ich sie nicht gemerkt. Vielleicht waren sie mir auch egal, weil die Strecke nur eins war: Hammer! Durch den Müritzer Nationalpark, durchs Havelland. Störche, die einfach so im Feld rumstehen. Kraniche, die nur für uns eine Ehrenrunde vom einen auf das andere Feld drehen. Und immer mit Wetter vom Feinsten. Wahrscheinlich habe ich mein Team in den Wahnsinn getrieben. Denn ich musste es immer wieder sagen: „Ist das schön hier!“

IMG_3113 IMG_3112 IMG_3114IMG_3147 IMG_3148IMG_3117 IMG_3115 IMG_3121  IMG_3124IMG_3125 IMG_3127 IMG_3126 IMG_3128 IMG_3130 IMG_3133 IMG_3136IMG_3138IMG_3140     IMG_3144 IMG_3141 IMG_3152 IMG_3149 IMG_3156 IMG_3155

Tag 4 – Schlussetappe. Ja, wie? Wir standen doch gerade erst am Hauptbahnhof … Menno, schon vorbei? Passend zu meiner Stimmung servierte der Wettergott dunkelgraue Wolken und eisige Temperaturen. Aber so eine Fahrt durchs Brandenburger Tor macht so ziemlich alles wieder wett. Da strömen Endorphine durch jede einzelne Zelle. Und man denkt: „Na gut, die Tour ist jetzt vorbei. Sch… aufs Frieren. Ich taue irgendwann wieder auf. Diese Truppe ist der Wahnsinn. Gut, dass bald Juni ist – und ich viele wiedersehe.“

IMG_3157 IMG_3159 IMG_3158 IMG_3162 IMG_3164 IMG_3163 IMG_3166 IMG_3170 IMG_3169 IMG_3171 IMG_3176

Nein, wir sind nichts bei den Oscars. Aber ich möchte trotzdem danken, weil man das gar nicht oft genug machen kann. Also: Ich danke von Herzen Dirk und Mario vom GBI Deutschland e. V. für die liebevolle Planung, Organisation und Begleitung der Tour. Ein riesengroßes Dankeschön an Mario von den Brandenbourg Cyclerz (da gibt es übrigens auch einen schönen Rückblick zu lesen), dem großartigsten Teamleader, den man sich nur wünschen kann. „Berlin zeigt Herz“ steht auf unserem Trikot – auch wahr, aber eigentlich müsste es „Mario zeigt Herz“ heißen. Ich weiß, du, lieber Mario, magst das weder hören noch lesen, guckst wahrscheinlich beim Lesen peinlich berührt in den Horizont, aber es ist nun mal so. Du hattest deine Augen und Ohren überall, hast geholfen und motiviert, uns die schönsten Ecken auf der Tour gezeigt – du warst der Edelstein in unserem ohnehin Goldteam. Mario, Katrin, Andreas, Ulrich und Ulrich, Wolfgang, Klaus und Eddie, könnt ihr nicht einfach zu mir ziehen? Holger gefällt’s hier …

Und unser Spendenziel von 10.000 Euro haben wir auch erreicht. Herz, was willst du mehr?