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Archive for August, 2013

Nach der Challenge ist vor der Challenge

Schwupps ist meine 30-Tage-Vegan-Challenge um. Wie geht’s mir denn nun? Ich mache es mir leicht und beantworte einfach die Fragen aus dem Begleitheft zum Buch:

Was waren deine Ziele?

Ich hatte keine bestimmten Ziele, sondern wollte die Challenge einfach mal ausprobieren. Gucken, was sich tut, ob sich an meinem Körper und in meinem Denken etwas verändert.

Hast du vorher schon Diät gelebt?

Diät im Sinne von Abnehmprogrammen? Na klar! Dem Namen nach kenne ich wohl nahezu jedes gängige Programm. Erfolgreich ausprobiert habe ich die Weight Watchers und 10 Weeks Body Change. Bei Ersterem hat mich das akribische Punktezählen genervt, bei Letzterem konnte ich irgendwann keine Eier und kein Fleisch mehr sehen.

Hast du die Challenge durchgehalten?

Ja, bis auf eine vegetarische Ausnahme.

Was hat sich verändert?

In der ersten Woche hatte ich arg mit Kopfschmerzen zu kämpfen und mein Gesicht sah aus wie ein Streuselkuchen. Der leichte Weg wäre gewesen: „Och nö, diese Challenge ist nichts für mich. Ich breche ab und esse wie vorher.“ Der Weg, den ich gewählt habe: „Mädel, pass mal auf, du hast dich vorher nach einem stressigen Tag mit Bah-Sachen ‚belohnt‘. Vergiss das mal schnell. Nimm dir Zeit für dich – auch wenn du länger in der Küche stehst.“

Und das hat sich gelohnt: Die Kopfschmerzen waren nach der ersten Woche Geschichte. Laut anderer Challenger waren das wohl Umstellungserscheinungen durch den radikalen Ernährungswechsel, der ja auch mit einem Verzicht auf Zucker und Weißmehlprodukte einherging. Mein Geruchssinn hat sich verändert: Würstchen und Co. riechen intensiver – nicht zum Vorteil, also keine Gefahr von dieser Seite bei Heißhungerattacken. Ich schwitze weniger und finde meinen Körpergeruch neutraler. Meine Haut ist – wenn ich dem Liebsten glauben darf, man selbst sieht so was ja nicht unbedingt – straffer und glatter. Außerdem schlafe ich besser und bin energiegeladener.

Ich koche mit Zutaten, die ich bisher nur dem Namen nach kannte und jetzt gar nicht mehr missen möchte: (gepopptes) Amaranth, Quinoa, Hirse, Süßkartoffeln, Agavendicksaft, Nussmuse und Tofu in allen Variationen. Und so ganz nebenbei habe ich ein noch stärkeres Bewusstsein für eine gesunde und vollwertige Ernährung bekommen. Die Waage zeigt knapp 4 Kilo weniger und dass sich dazu einiges an den Umfängen getan hat, sieht man Bauch, Beinen und Po sogar an – ordentlich vermessen habe ich mich leider nicht.

Gab es Schwierigkeiten?

Ja. Mädelsabende, die unter dem Motto „neue Restaurants ausprobieren“ stehen, werden schwierig. Denn auf den meisten Speisekarten sind – wenn überhaupt – nur vegetarische Alternativen zu finden. Also verzichtet man (was ich überwiegend getan habe) oder isst die vegetarischen Gerichte (worauf ich vergangenes Wochenende in Berlin zurückgegriffen habe).

Hast du Sport gemacht?

Ja. Ich laufe, fahre Rad, gehe zum Bokwa und zwinge den Liebsten und mich mit einer App, regelmäßig etwas für die Bauchmuskeln zu tun. Bis wir bei 100 am Stück sind.

Hast du gesündigt?

Laut Buch kann man auf Kaffee verzichten. Wenn’s nach der Challenger-Facebook-Gruppe geht, muss man es sogar. Dafür liebe ich Kaffee aber zu sehr. Also habe ich jeden Tag gesündigt. Und zwar ohne schlechtes Gewissen.

Bist du sonst auch vegan unterwegs?

Nein. Vor der Challenge war ich Allesesser. Kurios ist: Als Dorfkind habe ich mich vegetarisch ernährt. Denn ich konnte einfach nicht die Tiere essen, die ich tags zuvor noch im Stall gestreichelt habe. Aber irgendwann gehörte zu einem besonderen Essen ein gutes Stück Fleisch.

Was sind deine Lieblingsgerichte?

Ich habe noch lange nicht alles aus dem Buch nachgekocht. Stand heute sind meine Lieblingsgerichte Blumenkohl mit Curry-Crunch, weiße Bohnen mit Tomaten-Basilikum-Soße, Zucchini-Nudeln mit allen möglichen Soßen, das Challenger-Frühstück, Tofu-Rührei, Amaranth-Joghurt-Pop und Gemüselinsen mit Limetten-Sonnenblumenkern-Pesto. Das alles schmeckt nicht nur lecker, sondern ist mit wenigen Zutaten ratzfatz zubereitet.

War es schwierig, vegan zu leben?

Nein, Milchprodukte und Fleisch fehlen mir bisher überhaupt nicht. Was ich doch sehr erstaunlich finde, denn ich liebe Käse.

Machst du irgendwann weiter?

Irgendwann? Pfff … Ich mache direkt weiter. Deshalb fällt für mich mein Kaffee-Sündenfall auch gar nicht so ins Gewicht. Ob’s aber eine Challenge for Life wird, weiß ich noch nicht.

Und ich ergänze um die Frage: Wie hat dein Umfeld reagiert?

So, dass ich weiß, ich habe den richtigen Mann und die richtigen Freunde. Der Liebste („Fleisch ist mein Gemüse.“) ist neugierig auf das, was ich brutzle. Ihm schmeckt bis auf einen Ausrutscher auch alles. Und manchmal will er einfach nur einen Bissen probieren und löffelt und löffelt, bis ich ihn frage, ob ich denn meinen Teller wiederkriegen könne …

Freunde laden mich zum Abendessen ein und informieren mich vorher, dass Gericht A sowieso vegan ist und Gericht B spontan zubereitet wird. Andere wollen die vegane Küche ausprobieren, weil ich sie neugierig gemacht habe. Einer erzählt mir, dass es in Düsseldorf neben den Bio-Supermärkten (und davon gibt es mehr als vorher vermutet) ein kleines Geschäft gibt, das sich auf vegane Lebensmittel spezialisiert hat. Klein, aber sehr, sehr fein, kann ich nach einem ersten Test nur dazu sagen. Der Nächste weist mich auf die Vegan-Box hin, die ich natürlich sofort bestellt habe und auf die ich schon sehr gespannt bin. Mal ehrlich: Wie toll ist das denn alles?

Vegan auf Probe – seit 21 Tagen

Vegan, zuckerfrei, nudelfrei, reisfrei – und das seit 21 Tagen. Die rasenden Kopfschmerzen, die mich in der ersten Woche des Öfteren plagten, sind glücklicherweise weg. Genauso wie 3 kg Gewicht und etliche Zentimeter an Bauch, Beinen und Po. Schlecht: Die neu gekaufte Jeans sitzt nicht mehr wirklich knackig. Gut: Die anderen, die schon länger ein finsteres Schrankdasein fristeten, passen wieder. Fleisch, Käse und Co. habe ich bisher überhaupt nicht vermisst.

Was manchmal nervig bis anstrengend ist: stundenlang in der Küche zu stehen und Rezepte mit ellenlangen Zutatenlisten abzuarbeiten. Vorkochen inklusive – was ich oft nicht hinkriege und was am nächsten Tag zur Herausforderung werden kann. Denn ich bin der klassische „Hunger! Essen! JETZT!“-Typ, doch der Gang in die nächste Bäckerei fällt ja nun mal flach. Mein aktueller Retter bei Heißhungerattacken: Erdnussmus crunchy. Immer, wirklich immer habe ich ein Gläschen davon in der Handtasche.

Dieser Süchtigmacher ist aber nicht meine einzige Entdeckung, denn ich habe trotz des eher hohen Kochaufwands zig neue Lieblingsgerichte. Manche gab’s in der kurzen Zeit schon viermal, weil sie schlichtweg saulecker sind (und der Liebste sie auch mag). Wie die weißen Bohnen mit Tomaten-Basilikum-Soße. Oder Blumenkohl mit Curry-Crunch. Oder Tofu-Rührei. Oder Zucchini-Spaghetti alla carbonara. Oder, oder, oder. Und die Entdeckungsreise geht weiter.

 

Lauf, Karl(a), lauf!

Women’s Run 2013 in Köln: Zum Start schwebt ein Meer pinkfarbener Luftballons gen Himmel – begleitet von lautem Jubel und vielen Ahs! und Ohs! Kurz darauf rennen, joggen, walken 7.500 Frauen hoch konzentriert, schwatzend oder lachend in brombeerfarbenen Laufshirts entlang des Rheins über Deutzer und Hohenzollernbrücke. Zeitmessung für die 5 oder 8 Kilometer kann, muss aber nicht sein. Vorher und nachher werden die Powerfrauen liebevoll in der Beauty Lounge oder im Massagebereich umpuschelt. Auf die Ohren (Cat Ballou) und für die Augen (die Zumba-Anheizer vom Neptunbad – oha!) gibt’s zwischendurch auch nur das Feinste vom Feinen.

Moment mal – 7.500 Frauen? Ming Hätz, dat es Kölle! Da schunkelt man sich im Startbereich nicht nur zu „Viva Colonia!“ und „Jetzt geht’s los!“ warm. Hier wird aus Karl schnell mal Karla, stacheln unter einem zartrosa Tutu haarige Männerbeine hervor und lenkt die blondgelockte Wallemähne nur kurz davon ab, dass ihr Träger kein zweites X-Chromosom hat. Aber genau diese Kleinigkeiten, dieser närrische Frohsinn ist es, was wirklich jeden Lauf in Köln zu einer superjeilen Zick macht. Für mich jedenfalls. Und bestimmt auch für Ricarda. Neuauflage 2014?

Women's Run_Vorher

Vor dem Start gab’s Wasser …

Women's Run_Nachher

… und danach ein Belohnungbier. Plus: eine Goodie Bag mit nützlichen und lustigen Sachen.

Zurück in die Küche

Man wiegt ab und schnibbelt und brät und kocht, es duftet verführerisch, man richtet an (der Rand gehört dem Gast und so, ihr wisst schon) – und es schmeckt einfach nicht.

Da wird der erste Löffel in den Mund geschoben. Zwischen „Aha, die Liebste hat was Neues ausprobiert …“, „Hm, wollen doch mal sehen (schmecken, testen), was das kann …“ und „Oha …“ bildet sich so eine kritische Falte zwischen den Augenbrauen. Und die will einfach nicht einem gelöst-lockeren „Lecker!“-Ausdruck weichen. Nachfragen à la „Geht’s?“ und „Schmeckt’s dir?“ gipfeln erst mal nur in betontem Kauen und verzweifeltem Augenblinzeln. „Die Zähne hochziehen“ würden Oma und Mama dazu sagen. Und siehe da: Zwischen Bissen zwei und drei gibt der liebste Probeesser der Welt auf und macht sich ein Käsebrot. Hmpf.

Na gut, ich muss zugeben: Die Sprossen und Nüsse on top haben nicht wesentlich zum Geschmack beigetragen – wenn sie auch nett aussehen. Das Auge isst ja mit und so. Aber ohne das Deko-Gedöns ist diese Spartaner-Hirse durchaus lecker. Also für mich. Ein neues Leibgericht wird sie trotzdem nicht – auch wenn das Übriggebliebene für heute Mittag UND heute Abend reicht. Aber sonst geht’s mir bisher gut mit meinem veganen Experiment.