Alles Loop, oder was?
Uhren trage ich nicht mehr, seit Handys und Co. überall und immer die Zeit anzeigen. Armbänder und selbst Ringe finde ich beim Tippen eher störend – mit Letzteren schmücke ich mich zwar gern, lege sie aber sofort ab, wenn ich nach Hause komme. Ausgerechnet ich trage also einen Activity Tracker? Ja, aber erst seit einer Woche. Und empfinde dieses Teil immer noch als Ballast, als störend. Nicht immer, aber manchmal. Was wahrscheinlich am seit Jahren Ungewohnten liegt.
Auf der anderen Seite bin ich Statistikfan, also zumindest, was Trainingskilometer und -zeiten angeht – vor einigen Jahren noch öffentlich dokumentiert über das Kilometerspiel (da gab’s halt durch die Marathonvorbereitung ordentlich was einzutragen), dann nur noch exklusiv für mich, inzwischen bin ich bei halböffentlich angekommen. Mich motivieren diese ganzen Kilometer-, Höhenmeter- und Geschwindigkeitsangaben einfach: Ich sehe, wie viel ich in einzelnen Disziplinen unterwegs war und ob ich besser werde.
Zurück zum Loop: Die längste Zeit brauche ich für das Kürzen des Armbands. Einerseits taste ich mich trotz des mitgelieferten Maßbands ganz vorsichtig an die richtige Länge ran – direkt im ersten Versuch zu kurz und dann aufs Ersatzband warten wäre irgendwie blöd. Andererseits hopsen diese winzigen Metallstifte, mit denen der Verschluss wieder am Armband befestigt wird, gern mal durchs Zimmer, bevor sie endlich an der gewünschten Stelle einrasten. Dann flux den Tracker aufgeladen, meinen Account bei Polar Flow eingerichtet, die passende FlowSync-App auf dem Phönchen installiert und ein paar Infos über mich eingegeben – Geschlecht, Größe, Alter, Gewicht, Rechtshänder, eher sitzende Tätigkeit. Anzeigen gibt es für die Uhrzeit, den Aktivitätsgrad, wie viel man noch joggen oder walken müsste, um das Tagesziel zu erreichen, und den Kalorienverbrauch. Sitzt man zu lange still, wird man durch einen Alarm aufgeweckt. Bedient wird das Armband über einen einzigen berührungsempfindlichen Knopf. Los geht die Beobachtung.
Sieben Tage später weiß ich: Die Ergebnisse sind manchmal ganz schön ernüchternd. Für mich als Büroarbeiterin sind 10.000 Schritte das Ziel für einen perfekt bewegten Tag. Was nicht sooo viel klingt. Aber: Die erreiche ich ohne Laufrunde normalerweise nicht – auch wenn jeder Gang vom Schreibtisch zur Kaffeemaschine (Treppe runter, Treppe hoch) oder von der Couch zum Kühlschrank zählt. Selbst 90 Minuten Hot Yoga, nach denen ich wirklich einmal durch die Mangel gedreht bin, haben keinen nennenswerten Einfluss – man bleibt nun mal an Ort und Stelle und die langsamen Bewegungen bewertet der Tracker wie Tippen auf der Tastatur: nämlich so gut wie gar nicht.
Ähnlich beim Radfahren oder Spinning: Da der Loop am Handgelenk getragen wird und die Hände beim Radeln am Lenker sind, zahlen sogar mehrere Stunden wilde Fahrt nicht bahnbrechend aufs Konto ein, sondern werden als mittlere Aktivität gewertet. Für eine richtige Messung bräuchte man extra einen Brustgurt – und den mag ich nicht. Kilometer-, Höhenmeter- und Geschwindigkeitsanzeige gibt’s nicht, weshalb es an meinem Unterarm bei Trainingsrunden ganz schön knubbelig aussieht. Wasserdicht ist der Loop, ein Schwimmtest steht bei mir allerdings noch aus.
Ja, was bringt dieses Teil denn nun? Dass ich zu lange am Schreibtisch sitze, den Blick stur auf den Bildschirm gerichtet, mit Tippen als einziger Bewegung, weiß ich schließlich selbst. Die gemessenen Zahlen machen für mich allerdings deutlich, wie wenig aktiv so ein Büro- und Trainingsruhetag ist. Genau deshalb sehe ich den Loop nicht nur als Activity Tracker, sondern als Activity Motivator im Alltag – und nichts anderes ist wohl vorrangig Sinn und Zweck: Leuchten am Abend gerade mal 6.000 Schritte auf dem Display auf, drehe ich noch eine große Runde durchs Viertel. Oder lasse das Auto weiter weg vom Eingang des Supermarkts oder ganz stehen. Oder bringe jedes Glas, jede Tasse einzeln in die Küche. Ja, das ist für mich ein Bewegungsgewinn. Klar, das ginge alles auch ohne den Tracker, mit macht es mir aber doch mehr Spaß, dem Schweinehund einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen. Und am Ende des Tages werde ich durch die Anzeige „GOAL!“ belohnt.
Fazit: Momentan gibt’s nur eine Kaufempfehlung für Gadgetfans wie mich, Sportler sind mit ihren bisherigen Sportuhren besser bedient. Aber letztlich ist dieses ganze System sowieso erst in der Betaphase. Da kommt bestimmt noch einiges, was mich komplett vom Loop überzeugt.