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Namaste!

90 Minuten Yoga, 40 Grad Raumtemperatur, 40 Prozent Luftfeuchtigkeit, 12 Personen – das ist das Abenteuer „Hot Yoga“ in knallharten Fakten. 10 bis 15 Minuten vor Kursbeginn sollen wir im Raum sein, um uns an das Klima zu gewöhnen. Und lange vor dem Kurs viel trinken. Pfff, wird schon nicht so schlimm werden, zwei Tässchen Kaffee reichen bestimmt … Beim Einchecken kaufe ich trotzdem noch schnell eine 1,5-Liter-Flasche Wasser. Denn: „Nimm die große, die wirst du brauchen.“

Ein paar Minuten später sitze ich auf meiner Matte und jede einzelne Körperzelle befolgt anscheinend das Kommando „Wasser, Marsch!“. Und ich sitze nur. Ich denke nicht mal. Ist viel zu warm dafür. Die Brille habe ich wegen Ich-seh-nix-mehr-Alarm schon nach Sekundenbruchteilen an den Rand gelegt. Puh! Ich sitze in der Sauna, mir ist heiß, ich habe Durst. Ach, ich hab ja Wasser – gluck, gluck, gluck … „Bei und zwischen den Posen und den Sets bitte nichts trinken, das lenkt die anderen ab“, erklärt prompt die Yoga-Instructorin. Sets? Posen? Ich verstehe wenig bis gar nichts. Finde das aber auch nicht schlimm, denn das ist meine zweite Yoga-Stunde überhaupt. Bei meiner ersten vor etlichen Jahren war ich glücklich, dass nicht ich es war, die bei den Übungen wie ein nasser Sack auf die Matte geplumpst ist.

Wir starten. Und nur wenige Minuten später bin ich froh, sehr froh, dass ich mich nicht mehr im Spiegel sehen kann (Brille irgendwo hinter mir, du erinnerst dich?). Mein Gesicht hat gefühlt die Farbe einer Tomate (wahrscheinlich ist das auch so), der Schweiß rinnt in Strömen und ich verbiege mich wie nie zuvor in meinem Leben. Ich folge den Anweisungen, schiele nur ab und zu nach links oder rechts, welcher Verknotungsmodus gerade gewünscht ist, und freue mich auf jedes Fingerschnipsen, das – gefolgt von einem geflüsterten „Change!“ – zumindest irgendetwas in Richtung Entlastung ankündigt.

Und zack ist die Zeit um. Wirklich. Nie zuvor habe ich mich entspannter 90 Minuten „quälen“ lassen. Nie kam ein Gedanke „Muuuuaaaah, wie lange denn noch?“. Ja, manche Posen taten weh (aber das liegt ja an mir und nicht an den Posen), ja, es war heiß, ja, meine Arme und Beine haben später beim Umziehen gezittert (und viel, viel später auch noch), und, ja, ich habe heute tatsächlich Muskelkater. Aber wenn mir noch einer erzählt, Sport macht nicht süchtig, den schicke ich zum Hot Yoga. Hier: Ich! Süchtig! Nächsten Sonntag wieder!

Übrigens: Es gab drei offizielle Trinkpausen. Nun ratet mal, wie voll meine große Wasserflasche noch war. Nö, zu gewinnen gibt’s bei diesem Ratespiel nichts.

Einfach still sitzen

Sitzen? Ja, kann ich. Das ist schließlich ganz einfach. Aber still sitzen? Das ist für mich das Schwierigste der Welt. Wenn ich nur daran denke, wie viele Fernbedienungen ich in den vergangenen Jahren beim gemütlichen Fernsehgucken zerlegt habe, weil ich – klick auf, klick zu, klick auf – mit der Batterieklappe spielen MUSS. Und dazu dieses permanente Plappern der Gedanken: Was muss ich morgen als Erstes erledigen? Was koche ich heute Abend? Muss ich dafür noch was einkaufen? Ich darf nicht vergessen, Herrn X anzurufen …

Mit der Vegan-for-Youth-Challenge habe ich also gleichzeitig die Herausforderung angenommen, ganz still zu sitzen und mich nur auf eine Sache zu konzentrieren. Am besten auf die Atmung, denn die ist ja ohnehin da. Tag 1: Auf Youtube habe ich mir eine 15-minütige geführte Meditation im Liegen ausgesucht. Nur zwei Regeln sollten dabei befolgt werden: wirklich still liegen und nicht einschlafen. Still liegen kann ich richtig, richtig gut. Vielleicht zu gut. Denn bei der Körperreise – „LIIIN-KERRR OOOOBER-SCHENKELLL“ – schlummerte ich friedlich ein.

Also doch besser der Klassiker: die Sitzmeditation mit geschlossenen Augen. Vom Konzept der geführten Atemmeditation wollte ich trotzdem nicht abweichen. Seitdem lenkt eine warme Männerstimme meine Konzentration auf die Atmung und fängt mich wieder ein, wenn zu viele andere Gedanken durch den Kopf flippern. Und, ja, es fühlt sich gut an – ein entspannender und beruhigender Kopf-Urlaub.

Und sonst? Ich verbringe viel, sehr viel Zeit in der Küche: „Vegan for Youth“ ist tatsächlich noch etwas aufwendiger als „Vegan for Fit“. Aber die Rezepte sind wirklich grandios und machen es nahezu unmöglich, sich an die vorgegebene 80-Prozent-Sättigungsregel zu halten. Das Prädikat „Leckerschmackofatz mit Sternchen“ kriegen auf jeden Fall:

Kidneybohnen-Buletten

Kidneybohnen-Buletten

Apfel-Hafer-Tower

Apfel-Hafer-Tower mit Kiwisoße

Rote-Bete-Zucchini-Carpaccio

Rote-Bete-Zucchini-Carpaccio

Auberginen-Lasagne

Auberginen-Lasagne mit Kichererbsencreme und Rote-Bete-Topping

Beta-Carotin-Stampf

Beta-Carotin-Stampf mit Cremewirsing und “Speck”

Bananen-Muffins

Funky-Monkey-Banana-Muffins

Acai-Pop

Acai-Pop

Auch das Trainingstagebuch hat sich etwas gefüllt – und zwar mit drei Spinning-Stunden, 24 Laufkilometern, 1.000 Schwimmmetern und 1.000 Sit-ups.

Pläne, Ziele, Träume

Liebes 2014,

bist du neugierig, was ich alles mit dir vorhabe? Eines kann ich dir versprechen: Langweilig wird es nicht. Und deine Stunden, Tage und Monate werden nur in Ausnahmefällen sinnlos auf der Couch vergammelt. So wie ich 2013 am 31. Dezember verabschiede, begrüße ich dich am Neujahrstag: mit einem Spinning-Special – jeweils 90 Minuten Raus- und Reinrollen mit voller Power.

Auf Januar und Februar kannst du dich besonders freuen: „Schlanker, gesünder und messbar jünger in 60 Tagen“ heißt es dann – vegane Challenge, Klappe, die zweite. Pflanzenküche ist ja kein unbekanntes Terrain mehr und Sport gehört längst wieder in den Alltag. Aber Smoothies aus Gemüse? Jeden Tag meditieren? Und stretchen? Das wird wohl das wahre Abenteuer.

Apropos Sport: Ende Dezember sollen 1.000 Laufkilometer auf dem Garmin stehen. Damit die nicht allzu langweilig werden, will ich pro Monat mindestens eine Strecke unter die Füße nehmen, die ich entweder lange vernachlässigt habe oder komplett neu entdecke. Einen richtigen Trainingsplan gibt’s auch wieder. Aber erst ab dem 19. Januar – mit dem Halbmarathon der Duisburger Winterlaufserie als Ziel. Im Jahresverlauf wären noch der Color Run und der „Energiebündel“-Women’s Run schön. Zumindest für Letzteren habe ich schon das „Kadda überreden“-Projekt gestartet. ;)

Außerdem soll der Garmin mit 3.000 Radkilometern gefüllt sein. Um die 1.000 kommen allein durch zwei GBI-Touren zusammen – vielleicht auch mehr, denn ich kenne ja mittlerweile meine Streckenplanungs-Pappenheimer: Ist die Etappe zu flach oder zu kurz, wird sie wie von Zauberhand länger und/oder höher. Anfang Mai freue ich mich jedenfalls auf die erste Deutschland-Fahrt von Stralsund nach Berlin. Mitte Juni radele ich mit der GBI Europe dann von Budapest nach München.

Herbst und Winter lasse ich erst mal offen. Obwohl so einige Träume durch meinen Kopf geistern. Mal wieder ein Husky-Rennen ist ein Riesenwunsch. Ein Bodyflying-Selbstversuch klingt auch toll. Und eine Woche Skiurlaub – das wäre fein.

Auf Gewohntes musst du bei all dem nicht verzichten. Der eine oder andere Spinning-Marathon findet sicher nicht ohne mich statt, Bokwa-Zappeln sowieso und bestimmt ist im Frühling und Sommer auch wieder Draußensport mit Ulrike.

Du siehst: Durch dich, liebes neues Jahr, werde ich mit ganz viel Flowgefühl sausen. Ich freue mich auf dich!

Deine Dori

Bekenntnisse

Hallo, ich bin Doreen und ich schenke sehr gern. Mir macht es einfach Freude, das ganze Jahr die Ohren zu spitzen, um Herzenswünsche meiner Liebsten zu hören. Die schreibe ich direkt in eine Wunscherfüllungsliste, die natürlich mit einem streng geheimen Zauberwort geschützt ist. Und die so manches Mal vom auf der Fensterbank mit Milch und Plätzchen drapierten Wunschzettel abweicht. Eine Kaffeemaschine für die Mama? Ein großer Koffer und ein mittelgroßes Kleinteilelager für den Liebsten? Öhm, jaaa … Klingt irgendwie nach Notfallwünschen, weil ich – nun ja – einen Wunschzettel gefordert habe. Aber das ist ein anderes Thema.

Hallo, ich bin Doreen und ich lasse mich auch gern beschenken. Ja, ’schuldigung, das ist einfach so. Nehmen wir mal Weihnachten, denn das passt gerade so schön: Mama läutet das Bescherungsglöckchen, kurz darauf sitzen alle vorm Baum, die Kugeln funkeln im Kerzenlicht, jeder darf reihum unter großem „Ah!“ und „Oh!“ seine Geschenke auspacken. Jeder knibbelt und knubbelt an den Schleifen, um irgendwann mit einem „Ratsch!“ die Verpackung aufzureißen. (Mama kriegt jetzt meistens Schnappatmung, weil man das tolle Papier doch im nächsten Jahr noch mal aufbügeln könnte.) Momente, die immer wieder schön sind. Wie meistens auch die Geschenke. (Meistens. Denn ich erinnere mich leider an einen Anti-Cellulite-Roller, den mir meine Mama (!!!) geschenkt hat. „Hast du mich nicht mehr lieb?“, konnte ich damals nur noch fassungslos und kreidebleich fragen.)

Jetzt also Weihnachten 2013. Und ich habe – aufmerksame Ohren, Wunschzettel, Überraschung hin oder her – beschlossen, auch mich selbst zu beschenken. Weil manche Wünsche zu speziell sind, andere zu teuer. Geschenk Nummer eins trudelt mit schönster Regelmäßigkeit schon seit September bei mir ein – die Vegan Box. Nie fand ich seitdem Kontobewegungen schöner, denn taucht die Abbuchung auf, weiß ich, dass ein, zwei Tage später eine Überraschung auf mich wartet. Oft ist aus dem kleinen Paket alles weg, bevor ich überhaupt ein Foto machen kann. In der Oktober-Box waren beispielsweise Treaclemoon-Duschgele drin, die so toll sind, dass man den ganzen Tag unter heißem Wasser vor sich hinsingen möchte. Und die Schoki-Creme von Cuor di Gianduia lässt mich als Frühstücksnichtmögerin von einem frischen Brötchen mit genau dieser Creme träumen. (Bald ist sie alle, verdammt!)

Aber die größte Selbstbeschenkung ist zweifelsohne (m)ein Thermomix. Jahrelang habe ich der Einladung zu allen Verkaufsveranstaltungen, die dieses sauteure Teil anpriesen, mit einem müden, sogar abschätzigen Lächeln widerstanden („Pfff … Haha … Schnickschnack … Brauche ich nicht!“). Und dann schlich es sich hintenrum in meine Küche – es reichte aus, dass eine Freundin diesen „Bimby“ ins Ferienhaus einschleuste und mich damit rumwerkeln ließ. Nach dem zweiten Rezept funkte ich an den Liebsten: „Ich MUSS dieses Teil haben!!!“ (Liebe Vorwerker, vielleicht so als Vertriebsanreiz?) Jetzt steht mein Bimby seit drei Tagen an seinem Platz und so was wie „Hacken Sie die Pinienkerne klein.“ führt nicht länger zu einer spontanen „WTF!!! Ich zeige dir gleich“-Voodoo-Performance für den Rezeptentwickler. I love it! Weihnachts-, Silvester- und alle anderen Küchenabenteuer können also kommen.

Aber das Wichtigste: Beschenkt euch! Ganz egal, womit! Und nicht nur zu Weihnachten.

Weihnachtliche Küchenzaubereien

Wiener Würstchen, Kartoffel- und Käsesalat mit Speck, Rouladen, Plätzchen, Schokolade – das alles gehörte für mich ganz selbstverständlich zu Weihnachten. Seit vier Monaten ernähre ich mich aber überwiegend vegan. Was die beste aller Mütter und mich in Sachen Festschlemmereien vor einige Schwierigkeiten stellt. Denn was soll das Kind nur essen?

Grund genug, die Küchenschürze überzustreifen und Neues auszuprobieren. Am schnellsten und einfachsten waren zwei Sorten vegane Schokolade gezaubert. Dem Liebsten, der am späten Abend erledigt vom Firmenumzug nach Hause kam, habe ich direkt ein Stück in den Mund geschoben – er sah danach aus, als ob er ein kleines Glück gut gebrauchen könnte. Ihr erinnert euch noch an die Kenn-ich-nicht-mag-ich-nicht-Falte, die sich schon mal auf seiner Stirn bildet? Hier: nichts dergleichen. Genussvolles Schweigen. Gekrönt von der späteren Frage, wo ich diese Schoki denn gekauft hätte. Jawoll! Kommt also auf die Weihnachtstafel.

Schoki

Außerdem habe ich noch ein Gojibeeren-Apfel-Brot, das ich bei Veganpassion entdeckt habe, und eine Tomaten-Frischkäse-Terrine aus der aktuellen Ausgabe vom „Veggie Journal“ getestet. Für beide Rezepte muss man vor allem reichlich Zeit und Geduld mitbringen. Aber während die Tomaten für die Terrine knapp eine Stunde vor sich hinköcheln, kann man wunderbar die Apfelmasse für das Brot zusammenmischen, die dann auch drei bis vier Stunden ruhen muss. Schwups, wieder zurück zur Terrine, erste Schicht in die Form füllen, fest werden lassen, Frischkäse-Sojasahne-Mischung anrühren (sooo lecker, dass ich die Schüssel auskratzen musste), auf die erste Schicht setzen, für eine weitere Runde in den Kühlschrank schieben, ausführlich mit Mama plauschen, bis man irgendwann die letzte Schicht auftragen kann. Und dann: noch mal für vier Stunden kühlen. In der Zeit kriegt die Apfelmasse ihre Teigpackung und wandert in einer Kastenform in den Ofen.

Und der Geschmackstest? Beides saulecker. Und auf jeden Fall mit Lieblingsgericht- und Traditionspotenzial. Beim nächsten Mal gönne ich der Terrine allerdings noch etwas mehr Kühlruhe – die insgesamt sechs Stunden reichen eher nicht.

Terrine

Einen schönen ersten Advent für euch alle!

Wibbelstetz op jück

Viel schlafen, lecker essen, chillen, lesen, einfach nur rumliegen und faul sein – das war der Plan für eine Urlaubswoche auf Fuerteventura. Aber schon am zweiten Tag sagte der Liebste im Fünfminutenrhythmus: „Himmelherrgott, was bist du nur für ein Wibbelstetz!“ Glücklicherweise (für ihn und für mich) sind auch meine Laufschuhe mit auf Reisen gegangen. Und so flitzte ich regelmäßig durch die Gegend – der Sonne entgegen und durch kleine Sandwolken, die der Wind aufwirbelte.

Statt auf schnurgeraden Landstraßen oder platten Waldwegen zu laufen, auf denen man die Kilometer ruck, zuck abspulen kann, rutscht und hopst man hier allerdings trockene Schotterwege entlang. Von Weitem sehen die richtig breit aus. Doch kaum ist man auf ihnen unterwegs, werden sie zu schmalen Pfaden, die sich an den Klippen hinab zum Wasser und wieder hoch winden. Kraxelhoch. Oben angekommen, wird man dann aber mit fantastischen Ausblicken belohnt.

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Nach der Challenge ist vor der Challenge

Schwupps ist meine 30-Tage-Vegan-Challenge um. Wie geht’s mir denn nun? Ich mache es mir leicht und beantworte einfach die Fragen aus dem Begleitheft zum Buch:

Was waren deine Ziele?

Ich hatte keine bestimmten Ziele, sondern wollte die Challenge einfach mal ausprobieren. Gucken, was sich tut, ob sich an meinem Körper und in meinem Denken etwas verändert.

Hast du vorher schon Diät gelebt?

Diät im Sinne von Abnehmprogrammen? Na klar! Dem Namen nach kenne ich wohl nahezu jedes gängige Programm. Erfolgreich ausprobiert habe ich die Weight Watchers und 10 Weeks Body Change. Bei Ersterem hat mich das akribische Punktezählen genervt, bei Letzterem konnte ich irgendwann keine Eier und kein Fleisch mehr sehen.

Hast du die Challenge durchgehalten?

Ja, bis auf eine vegetarische Ausnahme.

Was hat sich verändert?

In der ersten Woche hatte ich arg mit Kopfschmerzen zu kämpfen und mein Gesicht sah aus wie ein Streuselkuchen. Der leichte Weg wäre gewesen: „Och nö, diese Challenge ist nichts für mich. Ich breche ab und esse wie vorher.“ Der Weg, den ich gewählt habe: „Mädel, pass mal auf, du hast dich vorher nach einem stressigen Tag mit Bah-Sachen ‚belohnt‘. Vergiss das mal schnell. Nimm dir Zeit für dich – auch wenn du länger in der Küche stehst.“

Und das hat sich gelohnt: Die Kopfschmerzen waren nach der ersten Woche Geschichte. Laut anderer Challenger waren das wohl Umstellungserscheinungen durch den radikalen Ernährungswechsel, der ja auch mit einem Verzicht auf Zucker und Weißmehlprodukte einherging. Mein Geruchssinn hat sich verändert: Würstchen und Co. riechen intensiver – nicht zum Vorteil, also keine Gefahr von dieser Seite bei Heißhungerattacken. Ich schwitze weniger und finde meinen Körpergeruch neutraler. Meine Haut ist – wenn ich dem Liebsten glauben darf, man selbst sieht so was ja nicht unbedingt – straffer und glatter. Außerdem schlafe ich besser und bin energiegeladener.

Ich koche mit Zutaten, die ich bisher nur dem Namen nach kannte und jetzt gar nicht mehr missen möchte: (gepopptes) Amaranth, Quinoa, Hirse, Süßkartoffeln, Agavendicksaft, Nussmuse und Tofu in allen Variationen. Und so ganz nebenbei habe ich ein noch stärkeres Bewusstsein für eine gesunde und vollwertige Ernährung bekommen. Die Waage zeigt knapp 4 Kilo weniger und dass sich dazu einiges an den Umfängen getan hat, sieht man Bauch, Beinen und Po sogar an – ordentlich vermessen habe ich mich leider nicht.

Gab es Schwierigkeiten?

Ja. Mädelsabende, die unter dem Motto „neue Restaurants ausprobieren“ stehen, werden schwierig. Denn auf den meisten Speisekarten sind – wenn überhaupt – nur vegetarische Alternativen zu finden. Also verzichtet man (was ich überwiegend getan habe) oder isst die vegetarischen Gerichte (worauf ich vergangenes Wochenende in Berlin zurückgegriffen habe).

Hast du Sport gemacht?

Ja. Ich laufe, fahre Rad, gehe zum Bokwa und zwinge den Liebsten und mich mit einer App, regelmäßig etwas für die Bauchmuskeln zu tun. Bis wir bei 100 am Stück sind.

Hast du gesündigt?

Laut Buch kann man auf Kaffee verzichten. Wenn’s nach der Challenger-Facebook-Gruppe geht, muss man es sogar. Dafür liebe ich Kaffee aber zu sehr. Also habe ich jeden Tag gesündigt. Und zwar ohne schlechtes Gewissen.

Bist du sonst auch vegan unterwegs?

Nein. Vor der Challenge war ich Allesesser. Kurios ist: Als Dorfkind habe ich mich vegetarisch ernährt. Denn ich konnte einfach nicht die Tiere essen, die ich tags zuvor noch im Stall gestreichelt habe. Aber irgendwann gehörte zu einem besonderen Essen ein gutes Stück Fleisch.

Was sind deine Lieblingsgerichte?

Ich habe noch lange nicht alles aus dem Buch nachgekocht. Stand heute sind meine Lieblingsgerichte Blumenkohl mit Curry-Crunch, weiße Bohnen mit Tomaten-Basilikum-Soße, Zucchini-Nudeln mit allen möglichen Soßen, das Challenger-Frühstück, Tofu-Rührei, Amaranth-Joghurt-Pop und Gemüselinsen mit Limetten-Sonnenblumenkern-Pesto. Das alles schmeckt nicht nur lecker, sondern ist mit wenigen Zutaten ratzfatz zubereitet.

War es schwierig, vegan zu leben?

Nein, Milchprodukte und Fleisch fehlen mir bisher überhaupt nicht. Was ich doch sehr erstaunlich finde, denn ich liebe Käse.

Machst du irgendwann weiter?

Irgendwann? Pfff … Ich mache direkt weiter. Deshalb fällt für mich mein Kaffee-Sündenfall auch gar nicht so ins Gewicht. Ob’s aber eine Challenge for Life wird, weiß ich noch nicht.

Und ich ergänze um die Frage: Wie hat dein Umfeld reagiert?

So, dass ich weiß, ich habe den richtigen Mann und die richtigen Freunde. Der Liebste („Fleisch ist mein Gemüse.“) ist neugierig auf das, was ich brutzle. Ihm schmeckt bis auf einen Ausrutscher auch alles. Und manchmal will er einfach nur einen Bissen probieren und löffelt und löffelt, bis ich ihn frage, ob ich denn meinen Teller wiederkriegen könne …

Freunde laden mich zum Abendessen ein und informieren mich vorher, dass Gericht A sowieso vegan ist und Gericht B spontan zubereitet wird. Andere wollen die vegane Küche ausprobieren, weil ich sie neugierig gemacht habe. Einer erzählt mir, dass es in Düsseldorf neben den Bio-Supermärkten (und davon gibt es mehr als vorher vermutet) ein kleines Geschäft gibt, das sich auf vegane Lebensmittel spezialisiert hat. Klein, aber sehr, sehr fein, kann ich nach einem ersten Test nur dazu sagen. Der Nächste weist mich auf die Vegan-Box hin, die ich natürlich sofort bestellt habe und auf die ich schon sehr gespannt bin. Mal ehrlich: Wie toll ist das denn alles?

Vegan auf Probe – seit 21 Tagen

Vegan, zuckerfrei, nudelfrei, reisfrei – und das seit 21 Tagen. Die rasenden Kopfschmerzen, die mich in der ersten Woche des Öfteren plagten, sind glücklicherweise weg. Genauso wie 3 kg Gewicht und etliche Zentimeter an Bauch, Beinen und Po. Schlecht: Die neu gekaufte Jeans sitzt nicht mehr wirklich knackig. Gut: Die anderen, die schon länger ein finsteres Schrankdasein fristeten, passen wieder. Fleisch, Käse und Co. habe ich bisher überhaupt nicht vermisst.

Was manchmal nervig bis anstrengend ist: stundenlang in der Küche zu stehen und Rezepte mit ellenlangen Zutatenlisten abzuarbeiten. Vorkochen inklusive – was ich oft nicht hinkriege und was am nächsten Tag zur Herausforderung werden kann. Denn ich bin der klassische „Hunger! Essen! JETZT!“-Typ, doch der Gang in die nächste Bäckerei fällt ja nun mal flach. Mein aktueller Retter bei Heißhungerattacken: Erdnussmus crunchy. Immer, wirklich immer habe ich ein Gläschen davon in der Handtasche.

Dieser Süchtigmacher ist aber nicht meine einzige Entdeckung, denn ich habe trotz des eher hohen Kochaufwands zig neue Lieblingsgerichte. Manche gab’s in der kurzen Zeit schon viermal, weil sie schlichtweg saulecker sind (und der Liebste sie auch mag). Wie die weißen Bohnen mit Tomaten-Basilikum-Soße. Oder Blumenkohl mit Curry-Crunch. Oder Tofu-Rührei. Oder Zucchini-Spaghetti alla carbonara. Oder, oder, oder. Und die Entdeckungsreise geht weiter.

 

Lauf, Karl(a), lauf!

Women’s Run 2013 in Köln: Zum Start schwebt ein Meer pinkfarbener Luftballons gen Himmel – begleitet von lautem Jubel und vielen Ahs! und Ohs! Kurz darauf rennen, joggen, walken 7.500 Frauen hoch konzentriert, schwatzend oder lachend in brombeerfarbenen Laufshirts entlang des Rheins über Deutzer und Hohenzollernbrücke. Zeitmessung für die 5 oder 8 Kilometer kann, muss aber nicht sein. Vorher und nachher werden die Powerfrauen liebevoll in der Beauty Lounge oder im Massagebereich umpuschelt. Auf die Ohren (Cat Ballou) und für die Augen (die Zumba-Anheizer vom Neptunbad – oha!) gibt’s zwischendurch auch nur das Feinste vom Feinen.

Moment mal – 7.500 Frauen? Ming Hätz, dat es Kölle! Da schunkelt man sich im Startbereich nicht nur zu „Viva Colonia!“ und „Jetzt geht’s los!“ warm. Hier wird aus Karl schnell mal Karla, stacheln unter einem zartrosa Tutu haarige Männerbeine hervor und lenkt die blondgelockte Wallemähne nur kurz davon ab, dass ihr Träger kein zweites X-Chromosom hat. Aber genau diese Kleinigkeiten, dieser närrische Frohsinn ist es, was wirklich jeden Lauf in Köln zu einer superjeilen Zick macht. Für mich jedenfalls. Und bestimmt auch für Ricarda. Neuauflage 2014?

Women's Run_Vorher

Vor dem Start gab’s Wasser …

Women's Run_Nachher

… und danach ein Belohnungbier. Plus: eine Goodie Bag mit nützlichen und lustigen Sachen.

Zurück in die Küche

Man wiegt ab und schnibbelt und brät und kocht, es duftet verführerisch, man richtet an (der Rand gehört dem Gast und so, ihr wisst schon) – und es schmeckt einfach nicht.

Da wird der erste Löffel in den Mund geschoben. Zwischen „Aha, die Liebste hat was Neues ausprobiert …“, „Hm, wollen doch mal sehen (schmecken, testen), was das kann …“ und „Oha …“ bildet sich so eine kritische Falte zwischen den Augenbrauen. Und die will einfach nicht einem gelöst-lockeren „Lecker!“-Ausdruck weichen. Nachfragen à la „Geht’s?“ und „Schmeckt’s dir?“ gipfeln erst mal nur in betontem Kauen und verzweifeltem Augenblinzeln. „Die Zähne hochziehen“ würden Oma und Mama dazu sagen. Und siehe da: Zwischen Bissen zwei und drei gibt der liebste Probeesser der Welt auf und macht sich ein Käsebrot. Hmpf.

Na gut, ich muss zugeben: Die Sprossen und Nüsse on top haben nicht wesentlich zum Geschmack beigetragen – wenn sie auch nett aussehen. Das Auge isst ja mit und so. Aber ohne das Deko-Gedöns ist diese Spartaner-Hirse durchaus lecker. Also für mich. Ein neues Leibgericht wird sie trotzdem nicht – auch wenn das Übriggebliebene für heute Mittag UND heute Abend reicht. Aber sonst geht’s mir bisher gut mit meinem veganen Experiment.